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Welcome Center hat erfolgreich vermittelt: Hayet Laouini und Edith Bischof von Bischof-Reisen Beate Ziehres

Tunesische Fachkraft und Reiseunternehmen sind glücklich
Gesucht, gefunden: Welcome Center der Region vermittelt erfolgreich

Ausländische Fachkräfte für die Region zu gewinnen ist das Eine. Schwieriger ist es, sie in der Region zu halten. „Es ist wichtig, dass sich die Menschen hier wohlfühlen. Da spielt die Möglichkeit, die Familie nachzuholen, eine bedeutende Rolle“, sagt Atilla Acar vom Welcome Center der Region. Das Welcome Center mit Standorten in Braunschweig und Wolfsburg versteht sich als erste Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte, die in der Region eine Arbeit aufnehmen möchten. 

Hayet Laouinis Karriere in Deutschland begann auf einem Spielplatz in Wolfsburg. Irgendwo zwischen Schaukel und Sandkiste lernte sie Houda Araar-Makhlouf kennen. Die beiden Tunesierinnen kamen ins Gespräch und tauschten sich bei Gelegenheit über ihre Berufe aus. Houda Araar-Makhlouf erfuhr, dass Hayet Laouini ihre frühere Arbeit als Controller bei einem international tätigen Konzern in der Automobilindustrie sehr vermisste. Und Hayet Laouini ahnte, dass Houda Araar-Makhlouf als Mitarbeiterin des Welcome Centers der Region über Kontakte verfügte, die sie seit langem gesucht hatte. Im Oktober 2023 brachte Houda Hayet mit Edith Bischof zusammen.

„Frau Araar-Makhlouf rief mich an und sagte, sie kenne eine Dame. Frau Bischof, sagte sie, ich könnte mir vorstellen, dass Sie richtig gut zusammenpassen.“ Kurze Zeit später ist Edith Bischof, Gründerin und Geschäftsführerin von Bischof Reisen in Wesendorf, auf dem Weg nach Wolfsburg. Sie holt Hayet Laouini zum Vorstellungsgespräch ab, denn der dreifachen Mutter steht kein Auto zur Verfügung. Schon bei der gemeinsamen Ankunft am Firmensitz ist der Unternehmerin klar, dass die Bewerberin ein Gewinn für den Familienbetrieb wäre.

Weltbürgerin und Reiseunternehmen: Passt! 

„Frau Hayet hat während der Fahrt das Wesentliche angesprochen, beispielsweise dass sie Verantwortung übernehmen will. Sie hat ganz offen von ihren Vorstellungen und Plänen erzählt, sie hat angedeutet, was sie alles gemacht hat und wie sie arbeitet“, sagt Edith Bischof. Der Unternehmerin sind Werte wie gegenseitige Achtung, Respekt und ein gemeinsames Ziel wichtig. Das Miteinander im Betrieb gewinne sehr, wenn alle füreinander dasein wollen, sagt sie. 

Edith Bischof am Steuer eines Busses

Nachdem Frau Hayet nun eineinhalb Jahre hier ist, wissen wir: Es hat wieder geklappt! Wir haben uns nicht geirrt.

Edith Bischof, Geschäftsführerin Bischof-Reisen

Für Hayet Laouini ging mit dem Wiedereinstieg in ihren Beruf eine mehr als zehnjährige Zeit des Suchens und Kämpfens zu Ende. Die damalige Finanzmanagerin kam 2010 nach ihrer Hochzeit mit einem gebürtigen Tunesier in die Region. Als frischgebackene Ehefrau eines Volkswagen-Mitarbeiters und junge Mutter flog sie jahrelang unter dem Radar von Arbeitsagentur und Jobcenter. 

Von der schwierigen Suche nach dem Glück 

Sprachkurse, deutschen Führerschein – lange Jahre hat Hayet Laouini all das selbst organisiert und von ihrer Abfindung bezahlt. Dass die Agentur für Arbeit Weiterbildungen für arbeitssuchende Fachkräfte aus dem Ausland unterstützt, sagte ihr lange niemand.

Hayet Laouini am Schreibtisch bei Bischof-Reisen Beate Ziehres
Hayet Laouini ist glücklich, bei Bischof-Reisen eine Aufgabe gefunden zu haben.

Die Küche ist nicht mein Ort. Ich wollte eine Arbeit, die meiner Qualifikation entspricht. Aber niemand hat mich verstanden.

Hayet Laouini, Finanzbuchhalterin bei Bischof-Reisen

Heute möchte Hayet Laouini um keinen Preis der Welt den Arbeitsplatz tauschen. Das Busunternehmen ist für sie zu einer zweiten Familie geworden – eine Familie, die Hayets Kompetenz, ihr Engagement und ihr Durchsetzungsvermögen sehr schätzt.

Hayet Laouini

„Dieser Spaß, diese Familie, ich brauche das! Das habe ich vermisst und jetzt habe ich es gefunden!“

Hayet Laouini, Finanzbuchhalterin bei Bischof-Reisen

Gesucht: Büromitarbeiterin - Gefunden: Finanzbuchhalterin

Die beiden Geschäftsführer, Edith Bischof und ihr Sohn Thomas Schreinecke, hatten eine Mitarbeiterin für das Büro gesucht, die unter anderem eingehende Anrufe entgegennimmt und Dienstpläne erstellt. „Dann haben wir Frau Hayet gefunden. Was Finanzbuchhaltung angeht ist sie die absolute Koryphäe. Sie hat sich in alles, wie sie es gerne macht, ganz fix eingearbeitet. Für uns als kleiner Familienbetrieb ist es wirklich ein Glück, sie gefunden zu haben. Von den Dingen, die sie heute bei uns erledigt, weiß sie viel mehr als wir. Früher haben wir uns auf externe Berater verlassen, heute haben wir Frau Hayet, die uns alles erklärt. Das erleichtert vieles“, sagt Edith Bischof. 

Edith Bischof am Steuer eines Busses Beate Ziehres
Edith Bischof steuert nicht nur Busse, sondern auch das Unternehmen Bischof-Reisen.

„Sie bringt sogar unseren Steuerberater zum Staunen! Wir sind zusammen sehr zufrieden.“

Edith Bischof, Geschäftsführerin Bischof-Reisen

Einmal fahren bitte: Wie Edith Bischof 1.500 Frauen in Lohn und Brot brachte

Edith Bischof geht bei der Gewinnung von Fachkräften schon seit Jahrzehnten außergewöhnliche Wege. Nicht nur, dass die Geschäftsfrau im steten Austausch mit dem Welcome Center der Region steht. Auf eine Stellenausschreibung unter der Überschrift „Unser Bus-Team sucht Verstärkung“ seien früher 30 bis 35 Bewerbungen von Frauen eingegangen. „Ein Bewerber wollte vielleicht Bus fahren. Die Frauen trauten sich zu, den Bus zu reinigen.“

In dieser Situation ergriff Bischof die Flucht nach vorn. Sie lud alle Bewerberinnen ein, bestellte einen Fahrlehrer, ließ einen Bus auf den Hof stellen und das Tor schließen. „Wir sagten, ihr sollt den hochkomplizierten Bus nicht nur saubermachen, ihr werdet ihn jetzt auch mal fahren!“, erinnert sich Edith Bischof. „Das haben wir zehn bis 20 Mal so gemacht. Die Frauen waren begeistert!“

„Über das Projekt Vorfahrt sind 1.500 langzeitarbeitslose Frauen in vollversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse gekommen.“

Edith Bischof, Geschäftsführerin Bischof-Reisen

Gegen den Fachkräftemangel: versteckte Talente heben

Hayet Laouini suchte jahrelang nach den richtigen Informationen und Ansprechpartnern, bevor sie erfuhr, dass ihr geförderte Weiterbildungsmaßnahmen zustehen. Vom Welcome Center der Region hatte sie nichts gehört, bis sie Houda Araar-Makhlouf auf dem Spielplatz kennenlernte. Heute ist Hayet Laouini dankbar für die Unterstützung, die ihr schließlich zuteil wurde. Doch die Tunesierin weiß, dass es vielen qualifizierten Frauen ähnlich ergeht wie ihr früher. Häufig wählen sie jedoch, anders als Laouini, den Weg des geringsten Widerstands. Sie gehen in Aushilfsjobs, nehmen eine Putzstelle an oder geben auf.

„Der Kinderspielplatz als Ort zum Austausch von Informationen ist durchaus ernst zu nehmen“, mahnt Edith Bischof.

Edith Bischof am Steuer eines Busses

„Von vielen Menschen wissen wir gar nicht, welches Potenzial sie haben.“

Edith Bischof, Geschäftsführerin Bischof-Reisen

Als Beispiel nennt Edith Bischof wieder die Busfahrerinnen. „In Wolfsburg fahren zwei Damen mit Kopftuch Bus. In Meran sind es 120. Das könnte bei uns auch gehen, aber wir müssen Hürden überwinden. Die Frauen würden ja wollen, aber die Männer machen Stress zuhause: Er fährt Polo, sie fährt einen großen Bus … Dabei können die Männer stolz sein auf ihre Frauen. Also, wir müssen die Familien mitnehmen.“

Hayet Laouini rät allen ausländischen Fachkräften, direkt bei der Agentur für Arbeit alle Zeugnisse vorzulegen, da der Austausch der Behörden untereinander nicht gut funktioniert. Aus Erfahrung weiß sie auch, dass man einen langen Atem braucht und viel Durchsetzungsvermögen braucht, um etwas zu erreichen.

Hayet Laouini

„Mein Rat: Nicht aufgeben! Zum Welcome Center der Region gehen!“

Hayet Laouini, Finanzbuchhalterin Bischof-Reisen

Die Unterstützung des Familiennachzugs und der Familien vor Ort zählen neben der Vermittlung von Hilfsangeboten und qualifizierter Arbeit zu den wichtigen Anliegen der Welcome Center der Region, betont Atilla Acar. Aus dem Gespräch mit den beiden Frauen nimmt er als Anregung mit, noch offensiver auch an ungewöhnlichen Orten für die Angebote des Welcome Centers zu werben. Sei es bei Stadtteilmüttern, Frauentreffs oder eben auf dem Spielplatz.