Ein Gespräch mit Dominik Horn (34), geschäftsführender Gesellschafter der Fitnessland-Gruppe, und Thomas Gründel (37), Geschäftsführer der Fitnessland-Gruppe, über Bewegung, Trends und Fitness-Studios als soziale Treffpunkte.
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Runter vom Sofa und rein in die Bewegung
Zu Besuch bei der Fitnessland-Gruppe
Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall, Nackenschmerzen oder Zwacken im unteren Rücken – ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung klagt über Beschwerden. Und wenn man sich im Büro oder Bus umschaut und sieht, wie sich der Kollege oder der Sitznachbar mit schmerzverzerrtem Gesicht hochquält, möchte man meinen, gefühlt könnte beinahe jeder sagen: „Ich hab` Rücken.“ Alarmiert von diesen gravierenden gesundheitlichen Problemen, titelte die AOK schon vor Jahren: „Sitzen ist das neue Rauchen.“ Denn ständige Sitzerei gepaart mit Bewegungsmangel schadet nicht nur Rücken und Gelenken, sondern erhöht auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Also: Runter vom Sofa und rein in die Bewegung!
Nun ist das aber mitunter leichter gesagt als getan. Manch einer hat Hemmungen, sich nach jahrelanger feierabendlicher Lümmelei auf dem Sofa aus dem wohligen Halbschatten seiner Wohnzimmerstube in das grelle Licht der sportbegeisterten Öffentlichkeit eines Vereins oder Fitness-Studios zu wagen. Werde ich da nicht schief angeguckt? Alle machen bella figura… und ich? Halte ich das überhaupt durch? Kann ich das? Will ich das?
Verständliche Fragen, auf die es aber nur eine Antwort geben kann: Runter vom Sofa und einfach mal anfangen.
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Bewegung in den Alltag bringen
Ein Experte in Sachen Fitness ist Dominik Horn (34), geschäftsführender Gesellschafter der Fitnessland-Gruppe. Passend zum Thema hätte ich mich eigentlich zu einer 10.000-Schritte-Runde mit ihm verabreden müssen, aber Notizen macht man sich eben doch besser am Tisch. Im Sitzen. Aber weil das Gespräch mit ihm und Thomas Gründel (37), Geschäftsführer der Fitnessland-Gruppe, so informativ wie locker, so tiefgehend wie lustig gewesen ist, verspannt sich wenigstens nicht der Nacken beim eifrigen Notieren.
Da aller Anfang schwer ist, die Frage an die Experten der Fitness-, Sport und Gesundheitsbranche: Wie kommt man am besten in die Bewegung? Da müssen die jungen Männer nicht lange überlegen: „Erst mal klein anfangen und Bewegung in den Alltag bringen.“ Den Fahrstuhl stehen lassen und die Treppe nehmen. Öfter mal den Schreibtischstuhl verlassen, gehen, sich dehnen. Drei Minuten Zähneputzen auf einem Bein. Das trainiert die Rumpfmuskulatur und stabilisiert die Körpermitte. Ohne Muskelspannung würde man nämlich arg ins Wanken geraten.
Sich mit einer Freundin oder einem Kumpel zum Sport verabreden, weil das nicht nur diszipliniert sondern auch mehr Spaß macht.
Kinder früh in sportliche Aktivitäten einbinden
Gründel kennt aber auch Phasen, wo die Zeit zum Trainieren im Studio knapp ist und dieses deshalb auch mal hinter anderen Pflichten zurückstehen muss. Denen eines Vaters zum Beispiel. Die Bewegung kommt deshalb dennoch nicht zu kurz. „Kinder müssen raus, rumtollen, balancieren, klettern, wandern“, sagt der Familienvater. Dass viele Kinder keinen Purzelbaum können oder nicht in der Lage sind, rückwärts zu laufen, findet er bedenklich.
„Sport macht alles besser!“ sagt Dominik Horn. „Du machst was für deinen Körper und deine Gesundheit, fühlst dich besser, siehst besser aus. Und nach einer guten Runde im Studio bist du voller Glückshormone“, erklärt Horn, warum es für ihn kein Wenn und Aber gibt: Er macht jeden Tag Sport. Kommt er von dieser Tagesroutine mal ab, fehlt ihm etwas. In den Tag startet er mit Planks (Unterarmstütz) und Wandsitzen, gern beschwert mit einer 15-Kilogramm-Gewichtsweste. Und abends noch eine Geräterunde im Studio.
Effektive Übungen mit dem eigenen Körpergewicht
Und so nehmen wir nach einem lockeren Warm-up gezielt Kurs auf Trends der Branche. Die Planks, mit denen Horn gern in den Tag startet, sind eine Übungsmethode des Fitnesstrainings Calisthenics. Bei dieser Trainingsmethode macht man sich das eigene Körpergewicht zunutze. Was nicht nur sehr effektiv ist und viele Kalorien verbrennt, sondern noch einen unschätzbaren Vorteil hat: Man hat sein Trainingsgerät immer dabei – den eigenen Körper. Hier plaudert die Autorin des Beitrags mal kurz aus dem eigenen Nähkästchen. Moment, schiefes Sprachbild: dem eigenen Sportkurs. Planks sind echt fiese Biester. Wer sie länger als drei, vier Minuten halten kann, gehört für mich in die brettharte Königsklasse. Finden Sie übertrieben? Dann ab auf die Matte und selbst mal ausprobieren. Aber auf Zehenspitzen!
Wie sieht es aus mit Virtual Reality Workouts, KI Support, digitalen Coaches und dem in Coronazeiten explodierten Markt der Fitness-Influencer? Da müssen Horn und Gründel nicht lange diskutieren, ihre Erfahrung ist da eindeutig: „Menschen wollen den Kontakt zu anderen Menschen.“ Sich mit einem Kumpel zum Gerätetraining zu verabreden, kräftigt nicht nur den Körper, sondern stabilisiert auch die mentale Gesundheit. Beim Sportkurs lässt man den inneren Schweinehund viel eher im Spind in der Umkleidekabine und hält den Plank von mal zu mal länger als daheim allein beim Workout vorm Laptop.
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Besuch im Fitness-Studio: Sozialkontakte und Self-Care
Ein Fitness-Studio ist also nicht nur ein Tummelplatz für Sportenthusiasten, sondern auch ein Ort der Begegnung? „Unbedingt“; sagt Gründel. Ihr ältestes Mitglied, eine 97-Jährige, komme selbst dann ins Studio, wenn es mit dem Sportkurs gesundheitlich mal nicht klappt. „Allein um hinterher mit den anderen einen Kaffee zu trinken und zu quatschen.“ Oder keinen Kaffee zu trinken, sondern einen Shake. Noch so ein Trend, „eine Hammerbranche“, so Horn. Wem der Sinn nicht nach Eiweißshake steht, der pimpt sein Getränk altersgerecht (wie die Autorin:-) mit einem Kollagenshot auf. Und liegt im Trend.
Schwer angesagt sind und bleiben Fitness-Tracker. Kritiker mögen die körperfokussierte Rund-um-die-Uhr-Überwachung als schikanös bemäkeln, aber diese Selbstkontrolle hat durchaus einen motivierenden Effekt. Dass Erfolg messbar ist, zeigt auch ein Gerät, das es in einigen der Studios der Fitnessland-Gruppe gibt: MeScan. Auf hohem, „ich möchte sagen medizinischem Niveau“, so Gründel, misst das Diagnosegerät unter anderem Körperfettanteil und Muskelmasse. So lasse sich dann gezielt ein Trainingsprogramm zusammenstellen. Und der Erfolg wird messbar. „Das spornt natürlich ungemein an.“
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Trendsportarten ausprobieren, Gesundheit im Mittelpunkt
Ein weiterer Trend rund um Gesundheit und Fitness und alle möglichen Trainingsformen an Geräten oder in der Meditation, vom klassischen Bizepscurl bis hin zum Faszientraining: „Das gesteigerte Gesundheitsbewusstsein“, so Gründel. Das Wissen rund um Gesundheit und Fitness sei ja jederzeit und überall abrufbar, und viele machten davon auch Gebrauch, seien gut informiert über die Ernährungspyramide und die Folgen von Bewegungsmangel. „Das ist schon erstaunlich, gerade bei jungen Leuten. Also ich bin mit 18 in die Disco. Heute kommen die sonnabends abends zum Trainieren.“
Und sonst noch was Neues am Fitness-Horizont? „MMA“, sagt Horn. Und man merkt: Er ist entflammt für Mixed Martial Arts, einen Vollkontakt-Kampfsport. Dem Käfigkampf wohnten 2024 in Frankfurt 60.000 Menschen bei. Dass man dafür knallhart trainieren muss, versteht sich von selbst. Bald vielleicht auch in einem eigens dafür ausgebauten Studio in Braunschweig. „Könnte sein“, erteilt Horn dieser Zukunftsmusik schelmisch lächelnd keine Absage.
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