Cattiva-Shirt
Am Cattiva-Stand vor dem FanHaus gibt es mal wieder ein T-Shirt zu kaufen: „Durch Leidenschaft beginnt der Mensch zu leben“ lautet der Slogan, und der Trainer, eine Blumenvase sowie ein Löwenkopf bebildern diesen Kalenderspruch. 6,70 Euro Verkaufspreis ist bemerkenswert kalkuliert, ich nehme also eines mit und lasse gern mehr da als Spende für eine der nächsten Cattiva-Choreos.
Blau-gelbe Weihnachtsengel
Im Block bei den Fanclub-Mitgliedern gibt es heute tatsächlich mal was zu besprechen – das lenkt uns vor dem Anstoß ab von weiteren trüben Gedanken. Und von hoffnungsvollen 2:1- Tipps … Wir – oder besser ein von uns vorgeschlagenes Projekt der Gemeindejugendpflege Edemissen –, wir beide zusammen also haben bei der Eintracht-Aktion „Blau-gelbe Weihnachtsengel“ den Förder-Zuschlag der Eintracht Braunschweig Stiftung erhalten. Wir als Fanclub sind am 4. Mai in Edemissen aktiv dabei, wenn die Jugendpflege dort unter dem Motto „ZUSAMMEN besser“ mit finanzieller Hilfe der Stiftung einen inklusiven Aktionstag umsetzen wird. Das aber will geplant und besprochen sein: wer kann wann und warum auch nicht … Na ja, das wird schon.
Aufstellung
Mitten in unsere Planungen platzt die Aufstellung: Domi und ChicKen draußen, vorne Manni und Hofmann, Sauer wieder hinten rechts, und als Sechser Samson – wann hat der denn zuletzt von Beginn an gespielt? Kapitel 29 aus der unendlichen Saga von Torsten und seinen unergründlichen Auf- und Umstellungen … Und was ist das für ein System? 4-1- 4-1 – darauf können wir uns irgendwann einigen. Die Mannschaft hat wieder einen innigen Kreis gebildet vor dem Anstoß – ihr persönliches Arschhoch-Motivations- Ritual.
Gewürge
Die Stimmung auf den Rängen ist von Beginn an gut. Die Nordkurve ist prallvoll mit Schwarz- Gelben – die Leistung unserer Mannschaft kommt da nicht mit. Hinten wie ein Hühnerhaufen, bereits der erste Dresdener Angriff landet am Pfosten. Oh je, was soll das bloß werden heute? „Samson spielt wie Tiffy“, flüstert Mex mir zu – in der Tat, unser 13er weiß anscheinend überhaupt nicht, was heute sein Auftrag ist. Auch Maxi Sauer wird überlaufen und nass gemacht, wie er es haben will. Die Dresdener scheinen ihren Spiel-Plan auf Basis unserer erwartbaren Schwachstellen ausbaldowert zu haben, wie perfide …! Das 0:1 nach nicht einmal zehn Minuten wundert niemanden von uns – einzig, dass Fejzic dabei mal nicht gut aussieht, erstaunt. Als Hauptverantwortlichen aber machen wir Samson aus …
Austreten und wegsehen
Ach ja, und nun? Ich gehe mal runter, auf die Toilette, früher hat das geholfen, da habe ich manchmal Tore verpasst … Heute aber bemerke ich auf dem Weg, dass einige Fans unten vor Block 6 auf den ehemaligen Schalensitzen der Haupttribüne neben der Bratwurst-Bude das Spiel verfolgen – alter Schwede … Das muss ich auch mal ausprobieren, das tut in den Augen sicherlich nicht so weh …
Auswandern?
Hat aber alles nichts genützt – als ich wieder im Block bin, liegen wir noch immer hinten und spielen gruselig. Ich denke ans Auswandern, denn in Vicenza war’s ganz schön. Und dass Vicenza Calcio, der örtliche Drittligist, vor unseren Augen sein Heimspiel gegen Santarcangelo vergeigt hat, war uns piepenhagen … Aber auf einmal – was ist da hinten los – Hofmann – Tor?! Ich warte ab und starre lange auf Schiri und Linienrichter – aber in der Tat, Hofmann hat vor der Nordkurve den Ausgleich gemacht. Pure Erleichterung macht sich breit, sonst nichts …
Achter?
In der Halbzeitpause sind alle eher maulfaul und hängen ihren Gedanken nach. Ich muss innerlich darüber schmunzeln, dass wir mit nur einem weiteren Tor Achter sein könnten – glaube aber nicht wirklich daran. Hofmann straft mich kurz nach dem Wiederbeginn Lügen: sein Kopfball nach Domi-Flanke hätte drin sein müssen … Ja, Domi ist noch in der ersten Halbzeit für den angeschlagenen Manni gekommen, und Samson wurde durch Moll ersetzt. Moll konnte sich ja 45 Minuten lang anschauen, wie man es nicht machen sollte, und setzt dies auch um.
Ernüchterter Abmarsch
Der Rest dieses zähen Kaugummis ist schnell erzählt: Chancen habe ich keine mehr gesehen, die heutige Ausgabe von Not gegen Elend endet tatsächlich 1:1. Wir verharren also auf Rang 12, drei Punkte vor Heidenheim, die auf dem Relegationsplatz hängen bleiben. Am nächsten Sonntag geht’s für die Eintracht nach Darmstadt, das als Vorletzter ums Überleben kämpft. Wenn wir da so auftreten wie heute gegen Dresden, fressen die uns auf. Frühlingserwachen geht anders – beim Verlassen des Stadions herrscht sehr gedämpfte Stimmung …