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VfL-Wolfsburg
Deutscher Meister der Nachhaltigkeit

Der VfL Wolfsburg setzt bekanntermaßen auf Tore und Titel. Weniger bekannt ist, dass für den VfL auch das Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert einnimmt. In der Abteilung Corporate Social Responsibility (CSR) kümmern sich vier Mitarbeiter darum, dass Nachhaltigkeit in allen Aufgabenbereichen und Prozessen des Bundesligisten Einzug hält. Beim Besuch im AOK Stadion habe ich mit Anja Melo gesprochen. Sie ist beim VfL für Integration und Umwelt zuständig.

Ingo Bartels

Kennengelernt habe ich Anja durch mein Stadtmagazin FLOW WOLF. Ich war bei der Lebenshilfe Wolfsburg und sah dort ein zerschnittenes VfL-Trikot hängen. Michaela Hornburg erklärte mir daraufhin, dass sie für das Upcycling-Projekt „Wölfe RE//designed“ aus alten Trikots neu interpretierte Textilien und Accessoires schneidert. Die Designs stammten von der FH Hannover. Das Thema interessierte mich sehr und ich nahm telefonisch Kontakt mit Anja Melo auf, um im Magazin einen Beitrag zu verfassen. Parallel besuchte ich die Regionalgruppe von Cradle to Cradle e. V., wo ich Anja persönlich kennenlernte. Als das Thema CSR für die meine-region.de Reihe aufkam, war Anja sofort begeistert und stimmte gleich einem Gespräch zu.

 

Seit 2009 ist CSR ein großes Thema beim VfL

Zum Interview besuche ich sie an ihrem Arbeitsplatz im AOK Stadion. Die 30-Jährige studierte Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Hamburg und macht derzeit berufsbegleitend einen zweijährigen Master im Fernstudiengang „Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit“ an der TU Kaiserslautern. Seit gut 2,5 Jahren ist die gebürtige Mecklenburg-Vorpommerin nun in der Region.

„Ich habe verschiedene Praktika im CSR und in der Stiftungsarbeit gemacht, ehe ich zum VfL kam“, erklärt sie mir. Der Fußball bietet die größtmögliche Reichweite für das ihr so wichtige Thema der Nachhaltigkeit. Auch der Geschäftsführung ist das Thema wichtig. Bereits 2009 wurde die Stabstelle CSR gegründet und 2014 folgte dann die Integration in den Bereich Unternehmensentwicklung. Geleitet wird die CSR-Abteilung von Nico Briskorn, der das Thema maßgeblich beim VfL Wolfsburg vorangetrieben hat.

 

4 Mitarbeiter, 4 Säulen

Heute arbeiten 4 Mitarbeiter und ein Praktikant in der CSR-Abteilung. Unter dem Dach „Gemeinsam bewegen“ setzen sie beispielsweise viele Sozial- und Bildungsprojekte um. Die Aufgaben stützen sich auf die vier Säulen Gesundheit, Bildung, Integration und Umwelt. Anja kümmert sich um die beiden letzteren und ist neben klassischer Projektarbeit unter anderem dafür verantwortlich, intern die Prozesse umweltfreundlicher zu machen. Zu ihren Aufgaben zählt auch, die Ressourcenschonung zu steigern und Kennzahlen für den CO2-Fußabdruck zu sammeln, der alle zwei Jahre berechnet wird.

„Fußball ist sehr kurzlebig“, sagt sie und betont dabei, dass CSR eher langlebig ist und ganzheitlich gedacht werden sollte. Unter ganzheitlichen Aspekten wurde der Schwerpunkt deshalb auch in der Strategie verankert. So spielt das Thema Nachhaltigkeit auch bei den VfL-Werten eine große Rolle: „nachhaltig erfolgreich“, „leidenschaftlich teamorientiert“ und „ganzheitlich innovativ“ sind die DNA des Vereins. Die Strategie zahlt sich aus.

 

CSR-Primus VfL

In der Studie von imug Research – eine Beratungsagentur aus Hannover – aus dem Jahr 2016 landete der VfL mit großem Vorsprung auf Platz 1 und darf sich nachhaltiger Deutscher Meister nennen. Eine Anerkennung für die erfolgreiche Arbeit, die nicht immer leicht ist. „CSR bedeutet, Überzeugungsarbeit zu leisten und hartnäckig zu bleiben“, sagt die CSR-Expertin.

Eine Maßnahme, um nach innen und nach außen das Thema voranzutreiben, ist der Nachhaltigkeitsbericht, der in der aktuellsten Ausgabe von 2016 80 Seiten umfasst. Gedruckt natürlich auf 100 % Recyclingpapier mit FSC-Zertifizierung. Ich darf mir den Bericht mitnehmen und muss sagen, dass nicht nur die Umsetzung sehr anschaulich ist. Auch die Inhalte fesseln und zeigen, wie vielfältig CSR im Kerngeschäft des VfL implementiert ist.

Besonders interessant finde ich die Seite 26. Dort geht es bei einer sogenannten Wesentlichkeitsanalyse um den Abgleich von Themenfeldern durch interne und externe Stakeholder. Intern sind das ausgewählte Vertreter aller Abteilungen und extern sind das unter anderem Vertreter aus Sport, Politik und Gesellschaft. Dazu zählen beispielsweise Nichtregierungsorganisationen, die bei der Einschätzung der relevantesten Themenfelder für den VfL beteiligt wurden.

Für interne und externe Stakeholder ist Bildungs- und Nachwuchsförderung am relevantesten. Das Thema Natur- und Artenschutz ist für beide am wenigsten relevant. Überrascht hat Anja Melo das Ergebnis zur klimafreundlichen Mobilität. Während das Thema extern als „sehr relevant“ eingestuft wurde, sahen die internen Stakeholder das Thema nur als „relevant“ mit Tendenz zu „weniger relevant“. „Diese Abfrage hilft uns, im Fokus zu bleiben und an den Projekten zu arbeiten, die beide Stakeholder als wichtig ansehen“, erklärt mir Anja das Ergebnis.

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Kaum Beachtung für Mobilität

Zwar ist das Thema Mobilität in einer Stadt wie Wolfsburg sehr wichtig, allerdings wird der klimafreundlichen und nachhaltigen Mobilität zum Teil noch kaum Beachtung geschenkt. Eine durch den VfL beauftragte Mobilitätsanalyse brachte das Ergebnis, dass 18 Prozent der Fans nur fünf Kilometer vom Stadion entfernt wohnen. „Wir arbeiten daran, dass diese Fans nicht mit dem Auto anreisen, sondern auf das Fahrrad, e-Bike, e-Roller oder ÖPNV umsteigen“, erklärt Anja Melo. Das lohne sich nicht nur für die Umwelt, ergänzt sie, sondern auch für den Fan, weil dieser viel schneller zum Spiel und zurück kommt als mit dem Auto. Insgesamt wohnen 60 Prozent nur 15 Kilometer von der Volkswagen Arena entfernt, weswegen an Lösungen gearbeitet wird, um den Fahrzeugkonvoi zu verringern und so den CO2-Ausstoß und die Parkplatzsituation zu verbessern.

 

Rad statt Auto

Seit 2015 stellt der VfL den Mitarbeitern Fahrräder zur Verfügung, um auf dem großen VfL-Gelände zu den Meetings fahren zu können. Und damit die Mitarbeiter bewusster in die Verantwortung genommen werden, muss jeder Mitarbeiter bei seiner Zielerreichung am Ende der Saison bewerten, welchen Beitrag er zum Thema Nachhaltigkeit geleistet hat. Denn CSR kann nur ganzheitlich betrachtet werden und jede Aktion hilft, den CO2-Fußabdruck zu verringern.

Ein letztes Beispiel: Der VfL engagiert sich für geschlossene Kreisläufe, um die Gesamtmenge des Abfalls kontinuierlich zu verringern. Seit zwei Jahren gibt es in den VfL-Fanshops keine Plastiktüten mehr, sondern die 100 % recycelbare Papiertüte „Tütle“, die sich im Biomüll vollständig kompostieren lässt.

Mehr zum Thema Nachhaltigkeit findet ihr hier:

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Rezepte aus der Stahlküche

Nachhaltigkeitsbericht des VfL-Wolfsburg