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Nachhaltig unterwegs: Die geöffnete Flexobus-App auf einem Smartphone. hannokeppel.de

Nachhaltig unterwegs
Alternativ durch die Region Braunschweig-Wolfsburg

Nachhaltig unterwegs sein und trotzdem maximal flexibel bleiben - das wünscht sich nicht nur die so genannte Generation Z, sondern eine große Mehrheit der Menschen. Beide Dimensionen zu kombinieren, ist die große Herausforderung. Unsere Region bietet einige Möglichkeiten, mit geringer Umweltbelastung und dennoch zuverlässig und zügig von A nach B zu kommen. Professor Sven Strube von der Ostfalia Hochschule hat einzelne Angebote für uns untersucht. Sein Fazit: Neben einem optimierten ÖPNV sind gute Knotenpunkte für den Wechsel von Verkehrsmitteln wichtig.  

Flexibel zu (fast) jeder Tages- und Nachtzeit

„Keine starren Abfahrtszeiten, auf individuelle Bestellung, klimafreundlich und zum gleichen Tarif wie auch der sonstige Nahverkehr“ – das klingt fast schon unrealistisch. Und doch ist dies mit flexo in einigen Teilen unserer Region verwirklicht worden. flexo ist ein sogenannter On-Demand-Verkehr (engl. „auf Nachfrage“) mit barrierefreien Kleinbussen für bis zu acht Personen. Bequem per App oder Telefon bestellen, einsteigen an einem der zahlreichen flexo Stopps.

Wird eine Fahrt angefragt, für die es ein reguläres Linienangebot gibt, verhindert das System, dass es zu Parallelfahrten kommt. Vor allem auf dem Land schließt flexo Lücken im Linienverkehr und ist oft über den üblichen Fahrplan hinaus verfügbar. Ein schlauer Algorithmus sorgt dafür, dass die Fahrten effizient gebündelt werden: Für alle an Bord befindlichen Mitfahrer*innen, die ein ähnliches Ziel haben, berechnet das flexo-Programm stets die kürzeste Route für alle..

Flexo ist derzeit noch ein Pilotprojekt und ist in sieben Projektgebieten im Großraum Braunschweig buchbar.

Etwas stärker an den Fahrplan gebunden sind die Anruf-Linien-Taxis (ALT) und die Anruf-Sammel-Taxis (AST). Beide Angebote verkehren auf der festgelegten Strecke einer Linie oder in einem bestimmten Gebiet – jedoch nur nach vorherigem rechtzeitigem Anruf.

Der Vorteil ist, dass das ÖPNV-Angebot als On Demand-Verkehr aufrecht erhalten oder sogar erweitert werden kann. Detaillierte Informationen dazu gibt es auf der Website der jeweiligen Verkehrsgesellschaften, die hier aufgelistet sind.  


Einschätzung von Prof. Strube: Im Endeffekt zahlt der Flexobus auf ein sehr wichtiges Thema ein, nämlich die selbstbestimmte Mobilität. „Flexo“ verbessert den ÖPNV nämlich hinsichtlich der recht frei wählbaren Abfahrtzeit und ist damit fast ein Äquivalent zum Auto. Je besser diese Flexibilität auch in Form von ALT oder AST durch den ÖPNV angeboten wird, desto weniger Menschen kaufen sich Autos und sind nachhaltig unterwegs - und desto später machen junge Erwachsene den Führerschein.

Sven Strube ist Professor für Verkehr und Umwelt an der Ostfalia-Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel.

„Im Endeffekt zahlt der Flexobus auf ein sehr wichtiges Thema ein, nämlich die selbstbestimmte Mobilität.“

Prof. Sven Strube

Grafik zu Zahlen im Öffentlichen Nahverkehr in Braunschweig. FUNKE Medien Niedersachsen

Shared Mobility: Teilen ist das neue Haben

Die gemeinschaftliche Nutzung von Wohnungen ist jedem bekannt: Entweder als Wohngemeinschaft, über Plattformen wie „AirBnB“ oder über Social Media-Kanäle. Das Teilen oder Ausleihen von Fahrzeugen – seien es Autos, E-Bikes oder E-Scooter – ist seit einigen Jahren ebenfalls ein stetig wachsender Markt in der Region Braunschweig-Wolfsburg.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist das gleichzeitige Nutzen von Autos, sprich: Die gute alte Fahrgemeinschaft. Ihr mögt nicht jeden Tag allein zur Arbeit pendeln? Oder spontan zum Wandern in den Harz und dafür auch nachhaltig unterwegs sein? Das Pendlerportal Fahrmit38 bringt Autofahrer und Mitfahrer kostenlos zusammen. Die Vorteile: Kosten- und CO2-Verbrauch sinken schon bei zwei Leuten für jeden um 50 %. Und gute Gespräche sind immer inklusive.

Die Grafik für das Mobilitätsportal www.fahrmit38.de www.fahrmit38.de
Die Grafik für das Mobilitätsportal www.fahrmit38.de

Wer selbst auf ein eigenes Auto verzichtet, kann bei Bedarf dennoch individuell und motorisiert unterwegs sein. Car-Sharing-Anbieter wie sheepersharing oder Flinkster haben in Braunschweig an vielen neuralgischen Punkten im Stadtgebiet Verleihstationen; In Wolfsburg und Gifhorn gibt es die Möglichkeit, die Autofahrt direkt mit dem Umstieg von und in die Bahn zu verknüpfen.   

Der Vorteile liegen auf der Hand: Carsharing bietet die direkte und dennoch kostengünstige Verbindung zum Zielort und sorgt für die Reduzierung von innerstädtischen Parkplätzen und für die nachhaltige Nutzung von Ressourcen.     

Ein Auto von Sheepersharing Braunschweig steht auf dem Parkplatz am Willy-Brand-Platz/Hauptbahnhof. Ein gutes Angebot für jeden, der nachhaltig unterwegs sein möchte. Darius Simka
Ein Auto von Sheepersharing Braunschweig steht auf dem Parkplatz am Willy-Brand-Platz/Hauptbahnhof.

Andere alternative und umweltfreundliche Angebote sind insbesondere in Braunschweig immer leichter nutzbar und sinnvoller. Denn die vermeintlich bequemste und einfachste Option ist längst nicht immer das Auto, auch wenn es oft vor der Wohnungstür steht.

Neben dem Versorgungsnetz des Öffentlichen Nahverkehrs in der Region, das die Umrüstung auf nachhaltige Antriebe weiter vorantreibt, bietet auch das Radwegenetz eine unkomplizierte Alternative. Kombiniert mit unterschiedlichen E-Bike-Sharing oder -Leasing-Angeboten auch für Lastenfahrräder steigt die Effektivität in der Verbindung von Tür zu Tür. Und die Parkplatzsuche entfällt sowieso.

Ein Baustein dieses Angebotes sind öffentlich verleihbare E-Scooter, die innerhalb eines festgelegten Gebietes genutzt werden können und mit denen man ebenfalls nachhaltig unterwegs ist. Die Flitzer eignen sich, um innerhalb dieses Bereiches schnell von A nach B zu kommen – aber auch, um auf eine neue Art und Weise eine Stadt für sich zu entdecken.   

Mit dem E-Scooter aufs Ringgleis

Einschätzung von Prof. Strube: Fahrmit38 ist eine super Idee, muss aber die kritische Masse erreichen, um einen Effekt zu haben. Dazu müsste sie mit dem ÖPNV verschmelzen, eventuell indem man auf einer gemeinsamen Plattform, die sich in Echtzeit aktualisiert, seine Fahrten einstellt und vielleicht mit einem Kalenderzugriff verknüpft. Außerdem wäre eine kleine Entschädigung für die Fahrer noch reizvoll.
Carsharing wird in Braunschweig recht gut umgesetzt. Hier dient der Hauptbahnhof als Knotenpunkt. Für gelegentliche Fahrten macht das Konzept absolut Sinn, da man es sehr gut mit dem ÖPNV verknüpfen kann. Die Verlässlichkeit ist ein weiterer großer Pluspunkt, sofern die Autos reservierbar sind.    

Sven Strube ist Professor für Verkehr und Umwelt an der Ostfalia-Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel.

„Die Verlässlichkeit ist ein weiterer großer Pluspunkt, sofern die Autos reservierbar sind.“

Prof. Sven Strube

Auch die Bahn vernetzt die Region

Neben dem erfolgreichen Deutschlandticket, welches einen Monat lang die Nutzung des kompletten Nahverkehrsangebotes in ganz Deutschland ermöglicht, gibt es in der Region Braunschweig-Wolfsburg speziell auf Jugendliche und junge Erwachsene zugeschnittene Angebote, um nachhaltig unterwegs zu sein.   

Mit der U21-Monatskarte könnt Ihr im gesamten Netz des Verkehrsverbundes Region Braunschweig unter der Woche ab 14 Uhr und am Wochenende zu jeder beliebigen Zeit so oft hin und her fahren wie ihr wollt. Alle Verkehrsmittel stehen Euch dabei zur Verfügung.  

Die U21 Freizeitkarte Niedersachsen, geht weit über unsere Regionsgrenzen hinaus, ist jedoch bei der Wahl des Verkehrsmittels eingeschränkt: sie gilt nur in Nahverkehrszügen in Bremen, Niedersachsen und Hamburg. Also ideal für Ausflüge oder Pendlerfahrten. Die zeitliche Regelung ist ähnlich wie bei der U21-Monatskarte.

Mit der U21-Sommerferienkarte ist die Einschränkung der Uhrzeit sogar aufgehoben. Also 24/7 freie Fahrt im VRB-Gebiet. Unabhängig von deinen Eltern kannst du dir so die Sommerferien gestalten.

Über Nacht nach Wien: Mit einem Umstieg am Hauptbahnhof Hannover seid Ihr auch an das europäische Nachtzugnetz angebunden. Von hier aus kann es direkt weitergehen nach Wien, Zürich, Innsbruck oder Prag. Vor allem die Österreichische Bundesbahn hat sich mit dem Ausbau dieses Netzes in den letzten Jahren hervorgetan.

Einschätzung von Prof. Strube: Die Ergänzung des Schülertickets etwa mit der Freizeitkarte, aber auch das Ticket für die Sommerferien und das Wochenende ermöglichen eine zugängliche Mobilität zu einem geringen Preis. Die neuen Nachtzugverbindungen in Europa können den Flug ersetzen, das ist sehr gut. Außerdem kann man sich, wollte man die gleiche Strecke mit dem Auto zurücklegen, oft die Übernachtung sparen. Nötig wären hierfür europaweit noch mehr seriöse Portale für die Buchung.  

Sven Strube ist Professor für Verkehr und Umwelt an der Ostfalia-Hochschule Braunschweig-Wolfenbüttel.

„Die neuen Nachtzugverbindungen in Europa können den Flug ersetzen, das ist sehr gut.“

Prof. Sven Strube