• Wirtschaft & Forschung
  • Unternehmen
  • New Work hinter alten Türen: Die Wirtschaftsregion Helmstedt
Geschäftsführer Thomas Klein, Projektmanagerin Cassina Mönch und Jens Andersson (v. l. n. r.) aus der Strukturentwicklung. Maik Reepschläger

New Work hinter alten Türen
Die Wirtschaftsregion Helmstedt

Die Wirtschaftsregion Helmstedt, gegründet erst im Jahr 2020, fördert – wie ihr Name sagt – die Wirtschaft in der Region Helmstedt. Sie sitzt im imposanten alten Postamt in der Poststraße 2–3 in Helmstedt, einem Gebäude mit Historie. Doch hinter den alten Mauern wird New Work gelebt!

Im neuen Trakt des Gebäudes, dem Haus der Wirtschaft, empfangen mich Cassina Mönch, Projektmanagerin, Thomas Klein, der Geschäftsführer, und Jens Andersson, tätig in der Strukturentwicklung der Wirtschaftsregion. Sofort fällt auf, dass hier Zukunft und Vergangenheit eng verzahnt sind. Im Eingangsbereich steht ein großes Banner „Für die Zukunft der Wirtschaftsregion Helmstedt“ und nur wenige Meter weiter hängen historische Bilder des alten Postgebäudes an der roten Ziegelwand. Dass hier mit Stolz die Region Helmstedt dargestellt wird, davon zeugen auch die großen Bilder aus dem gesamten Landkreis Helmstedt – von der Stadt selbst bis zum Lappwald-See.

Geschäftsführer Thomas Klein, Projektmanagerin Cassina Mönch und Jens Andersson (v. l. n. r.) aus der Strukturentwicklung. Maik Reepschläger
Geschäftsführer Thomas Klein, Projektmanagerin Cassina Mönch und Jens Andersson (v. l. n. r.) aus der Strukturentwicklung.

Kreative Arbeitsatmosphäre im Foyer

Klein, Mönch und Andersson führen mich an die Kaffee-Bar, wo schon Tassen und Getränke schön in Reih und Glied aufgereiht stehen. Am nächsten Tag findet ein Workshop statt. Die „coffee club“-Maschine lässt keine Wünsche beim Heißgetränk offen und so bekomme ich gleich einen leckeren Kaffee von Klein kredenzt.

Das Foyer ist heute mit Stehtischen bestückt und die Stufen mit Sitzkissen belegt. Der Raum mit den großen Fenstern und der modernen technischen Ausstattung trägt sicher zu erfolgreichen Ergebnissen bei. Auch die runde Sitzecke lädt zum entspannten Gespräch ein. In so einer Arbeitsatmosphäre lässt die Kreativität bestimmt nicht lange auf sich warten.

Stufen zum Sitzen im Foyer bei der Wirtschaftsregion Helmstedt. Maik Reepschläger
Stufen zum Sitzen im Foyer.

Vom Podcast-Studio bis zum Besprechungssofa

Natürlich gibt es hier auch einen Kreativraum – allerdings ist der gerade am Entstehen, wie mir Thomas Klein berichtet. Hinter einer grauen Brandschutztür sind aber schon die ersten knallbunten Bilder, die hier die Wände schmücken sollen, zu sehen. „Wir sind hier permanent am Optimieren“, erklärt Klein. „Wer eine Idee hat, kann sie jederzeit mit einbringen, das ist ein lebender Prozess, der viele flexible Gestaltungmöglichkeiten beinhaltet.“

Wir machen die Runde durch die Etage. Hinter Glastüren in der Nähe des Eingangsbereichs ist ein ganz besonderer Raum beheimatet – das Studio. Hier werden die Podcasts der Wirtschaftsregion Helmstedt produziert. Ich bin beeindruckt, wie auf moderne Medien gesetzt wird! Bald werden die Ergebnisse auch hörbar sein.

Weiter geht es zum hölzernen Kicker, an dem sich Cassina Mönch und Jens Andersson gleich mal ein kleines Match liefern. Macht Spaß, den beiden zuzusehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass zwischendurch der Ball gerne gekickt wird, wenn auch nur von den kleinen Spielfiguren.

Cassina Mönch und Jens Andersson haben Spaß am Kicker-Match bei der Wirtschaftsregion Helmstedt.. Maik Reepschläger
Cassina Mönch und Jens Andersson haben Spaß am Kicker-Match.

Im Bürotrakt sind noch die alten originalen Holztüren des ehemaligen Postamts erhalten geblieben. Das dunkle Braun der imposanten Türen bildet einen interessanten Kontrast zur sonst hellen Gestaltung der Flure und Räume. Geschichte und Moderne sind hier quasi vereint, auch durch die fast schon spacige Besprechungsecke, und verbinden sich zu einer besonderen Atmosphäre. Die spiegelt sich auch gleich im Raum von Cassina Mönch wider: denn statt eines schnöden Besprechungstischs hat sie ein Sofa im Büro! „Eigentlich ist das Sofa immer besetzt“, schmunzelt die junge Frau. „Diese Besprechungsecke ist eben mal was anderes, als man es aus typischen Büros sonst kennt.“ In anderen Büroräumen hat das übrigens schon Nachahmer gefunden.

Das Sofa in Cassinas Büro in der Wirtschaftsregion Helmstedt. Maik Reepschläger
Immer besetzt: das Sofa in Cassina Mönchs Büro.

Moderne Ausstattung und gute Stimmung

Mir fällt auf, dass Cassina Mönch stets ihr iPad dabei hat. „Wir haben alle unsere Mitarbeitenden mit mobilen Endgeräten ausgestattet“, teilt mir Thomas Klein mit. So haben alle auch die Möglichkeit, von überall aus zu arbeiten, „aber alle kommen gerne ins Büro!“, ergänzt Mönch. Ob Webex, Zoom, Teams – alle Online-Meeting-Systeme können bedient werden. Sollte mal was fehlen, wird es eben beschafft, dafür sorgt auch die eigene IT.

Auch wenn mobiles Arbeiten möglich ist: Das aus zehn Leuten bestehende Team trifft sich gerne im Büro. Was sicher auch daran liegt, dass es keine starren Arbeitszeiten gibt. Die Mitarbeitenden können im sinnvollen Rahmen selbst entscheiden, wann sie arbeiten – wenn es also private Termine mitten am Tag gibt, dann wird eben später etwas länger gearbeitet. Pausen dürfen gerne mal länger sein, hier schielt niemand auf die Uhr, denn auch das soziale Miteinander ist ein entscheidender Wohlfühlfaktor für ein gutes und produktives Arbeitsklima.

Deshalb kommt das Team auch jeden Morgen um 8 Uhr zum ersten gemeinsamen Kaffee zusammen, um den Start in den Tag mit dem „Daily“ zu begehen. Ein 14-tägiges „Weekly“ und mindestens ein einmal im Jahr stattfindender Ressourcen-Workshop tragen zum gelungenen Teambuilding bei. Themen sind hier zum Beispiel, wie zusammen gearbeitet wird und welche Verbesserungspotenziale es gibt– alles, „damit man wirklich gern zur Arbeit kommt“, wie Mönch betont.

Eine Lounge in der Wirtschaftsregion Helmstedt. Maik Reepschläger
Hier startet das Team in den Tag mit dem „Daily“ und einem leckeren Kaffee.

Familiärer Chef statt Bundeswehr-Strukturen

Von der mit 25 Jahren jüngsten, aber gleichzeitig dienstältesten Mitarbeiterin möchte ich nun wissen, was New Work für sie persönlich bedeutet. „Wir haben uns gerade darüber unterhalten“, erzählt Mönch, „und dabei habe ich festgestellt, dass es für mich sowas wie New Work gar nicht gibt – denn für mich ist das hier alles selbstverständlich!“

Was für Cassina Mönch heute Standard ist, war früher nicht mal denkbar. Jens Andersson: „Früher war der Chef als Erster im Büro, das waren fast noch Bundeswehr-Strukturen. Erst später habe ich das Konzept der Gleitzeit kennengelernt, das war schon sehr neu.“ Heute findet Andersson die neuen Führungskonzepte richtig. Für ihn sind „familiäre Chefs“ wie Klein ein großer Pluspunkt, denn je weniger sie regeln, desto besser ist es für die Kollegen, da sie ihre Arbeit kennen und am besten wissen, wie sie zu erledigen ist. Und Geschäftsführer Klein ergänzt: „Für uns ist agile Unternehmensführung nicht bloß ein Begriff – wir leben sie!“

„Es gab strenge Hierarchien, das war schon ein großer Unterschied. Heute geht es im Beruf ja ganz anders zu.“

Professor Dr. Lothar Hagebölling, Berater der Wirtschaftsförderung Helmstedt

Dazu gehört auch, dass jeder überall mitarbeitet, so bekommen alle Kolleginnen und Kollegen auch Einblicke in die anderen Bereiche. Offene Türen sind hier Usus, kurze Wege und ein „He, Chef …“ über den Flur gerufen, gehören hier zur Firmenkultur.

Viele lächelnde Gesichter

Nun habe ich auch noch die Gelegenheit, den erfahrensten Mitarbeiter, Professor Dr. Lothar Hagebölling, kennenzulernen. Der 71-jährige Jurist und ehemalige Chef des Bundespräsidialamtes ist Berater der Wirtschaftsförderung und „Türöffner“ in die Politik. Wie beurteilt dieser erfahrene Experte die neue Arbeitswelt? „Früher haben wir ja noch samstags vormittags gearbeitet“, ist sein erster Punkt. „Es gab strenge Hierarchien, das war schon ein großer Unterschied. Heute geht es im Beruf ja ganz anders zu.“

Der Professor betont die „natürliche Autorität“, mit der Chef Thomas Klein sein Team führt, und freut sich, dass sich heutzutage der Team-Gedanke durchgesetzt hat. Für ihn ist entscheidend, dass der Spaß an der Arbeit im Team spürbar ist, dass gemeinsam die Erfolge gefeiert werden und alle an einem Strang ziehen, um die Strukturentwicklung im Landkreis Helmstedt voranzubringen. „Hier sehe ich viele lächelnde Gesichter und strahlende Augen“, fasst er zusammen, wenn er davon berichtet, wie er das Team empfindet.

Wirtschaftsförderung Helmstedt: Die pure Lust am Job

Seiner Meinung nach gibt es die klassische Unterteilung in privat und dienstlich nicht mehr, denn die Mitarbeitenden melden sich gerne freiwillig, um auch mal abends eine Veranstaltung zu betreuen, wenn es spannende Themen gibt. Dazu meint Cassina Mönch: „Es ist trotzdem wichtig, Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen.“ Auch, wenn es ihrer Ansicht nach kein „Pflichttermin“ ist, wenn sie zusätzliche Termine wahrnehmen. Deshalb würde auch niemals ein Personalmangel herrschen, denn wenn alles gut organisiert sei und reibungslos funktioniert, „fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Und hinterher stoßen wir dann noch auf das gute Ergebnis und eine tolle Veranstaltung an!“, strahlt Mönch. Wobei wir wieder beim Eindruck von Professor Hagebölling wären.

Über allem steht in der Wirtschaftsförderung „die pure Lust am Job“, ist Thomas Klein überzeugt. Ein wichtiger Faktor für die neue Arbeitswelt, die alles andere ist, als Dienst nach Vorschrift, starre Hierarchie oder Silodenken und Elfenbeinturm. Hier, in der Wirtschaftsregion Helmstedt, wird New Work einfach selbstverständlich gelebt.