Ein weißer VW-Käfer steht in einer Halle in Salzgitter. Volkswagen AG

Von Hybridbus bis E-Bike:
Neue Mobilität in der Region

Hybridbusse, Pedelecs oder E-Autos: Die Nutzung der E-Mobilität kommt in unserer Region voran. Kleine und große Initiativen und Angebote zeigen, dass neue Mobilitätsformen eine Option für immer mehr Menschen sind. Der erste Schritt ist dabei immer das Ausprobieren: Von der "Testwoche" mit einem E-Golf bis hin zu Pedelec-Kursen gibt es zwischen Harz und Heide viele Gelegenheiten, nachhaltige Mobilität kennen zu lernen.

Braunschweig: Emil und die E-Scooter

Wer in Braunschweig in die vielgenutzten Ringbuslinien einsteigt, fährt seit 2015 häufiger mit „Emil“. Dieser Name gibt nicht nur den vier Gelenkbussen einen hohen Wiedererkennungswert, sondern bezeichnet gleichzeitig auch das Betriebskonzept „Elektromobilität mittels induktiver Ladung“. Das bedeutet, dass die Batteriesysteme der vier Busse, die täglich und rund um die Uhr Fahrgäste befördern, innerhalb kürzester Zeit induktiv und berührungslos geladen werden. Das passiert – meist während des Fahrgastwechsels - an ausgewählten Haltestellen auf dem Linienweg entlang des Innenstadtrings. Die vier „Emils“ bringen ihre Fahrgäste auf diese Weise emissionsfrei und nahezu geräuschlos ans Ziel und haben gezeigt, wie der ÖPNV in Braunschweig bald aussehen wird: Denn die Braunschweiger Verkehrs-AG und die Stadt stellen komplett auf „Emil" um, 34 Elektrobusse sollen dafür angeschafft werden.   

Auf den Weg in die Zukunft macht sich die Braunschweiger Verkehrsgesellschaft (BSVG) auch mit ihren 21 neuen Hybridbussen, die mit schadstoffarmen Motoren und einem zusätzlichen Elektroantrieb ausgestattet sind, der beim Anfahren unterstützt und während der Fahrt den Energieverbrauch des Dieselmotors senkt. „Mit diesen neuen Fahrzeugen unterstreichen wir die Rolle des ÖPNV für den Klimaschutz durch den Einsatz moderner Antriebstechnologien“, sagt Jörg Reincke, Geschäftsführer der BSVG.

Für eine gute Atmosphäre auch innerhalb der Fahrzeuge sorgen eine Vollklimatisierung und große Aufstellflächen für Rollatoren oder Kinderwagen. „Die neuen Busse haben darüber hinaus ein schickes Design und bereichern unser Stadtbild. Sie machen Lust, einfach einzusteigen,“ sagt Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth.

Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln ist natürlich der Individualverkehr ein wichtiger Baustein. Dazu erforderlich ist eine öffentliche Ladeinfrastruktur, die in Braunschweig vor allem von BS Energy aufgebaut wird. Der Energieversorger betreibt 17 Schnell-Ladesäulen im Stadtgebiet, an denen das Laden mit der im Kundenbüro Bohlweg erhältlichen Ladekarte derzeit noch kostenlos ist. Eine komplette Übersicht über Braunschweigs Strom-Tankstellen finden Sie hier. Seinen eigenen Auto-Fuhrpark hat das Unternehmen übrigens auch zu einem großen Teil umgestellt: Jedes zweite Fahrzeug ist mit einem rein elektrischen oder einem anderen alternativen Antrieb unterwegs.

Landkreis Gifhorn: Kostenloses "Tanken" an der Ladesäule

Der Landkreis Gifhorn ist groß. Was liegt da näher, als die Weite mit einer Probefahrt in einem E-Auto zu erkunden und zu genießen? Interessenten können sich bei den Stadtwerken Gifhorn unter service@stadtwerke-gifhorn.de melden und einen E-Up zur Probefahrt ausleihen. Ist der Wagen schon vergeben oder soll die eigene Muskelkraft mobilisiert werden, dann ist das Pedelec das Fahrzeug der Wahl - auch diese stehen zur Ausleihe bereit.

Wer bereits über ein eigenes Elektroauto verfügt, kann die Ladesäule auf dem Ise-Parkplatz, an der „Allerwelle" und am Schillerplatz nutzen. Drei weitere Standort sollen folgen. Unabhängig davon, ob die Nutzer Stadtwerke-Kunden sind oder nicht, erfolgt der Ladevorgang per Innogy-App e-Charge+. „Hierüber wird zunächst die Säule entriegelt und der Ladeprozess gestartet, bis abschließend per PayPal oder Kreditkarte direkt in der App bezahlt werden kann", sagt Patricia Bach von den Stadtwerken Gifhorn. 
Wer sein E-Auto lieber zuhause aufladen möchte, dem stellen die Stadtwerke auf Wunsch eine Wallbox bereit. 

Für E-Bike-Fahrer gibt es eine Ladestation am Schloss Gifhorn.

Ein Kleinwagen, blau-grau-grün lackiert. Stadtwerke Gifhorn
Wer wissen möchte, wie sich ein Elektroauto fährt, kann sich von den Stadtwerken Gifhorn einen E-Up zur Probefahrt ausleihen.

Landkreis Goslar: Ein Paradies für E-Biker

Der Harz ist so etwas wie ein Sehnsuchtsort für E-Bike-Fahrer. Kniffelige Trails, aussichtsreiche Wege und vor allem die Höhenmeter reizen die Fahrradsportler, seit es E-Bikes gibt. Zahlreiche Rundstrecken (genau genommen 74), allesamt gut ausgeschildert und klassifiziert, sind unter dem Label „Volksbank Arena Harz“ zusammengefasst. Startpunkte und Service für die Mountainbiker bieten 31 Orte im Harz.

In Goslar, einem der zentralen Start- und Endpunkte des Wegenetzes, bietet der E-Bike-Spezialist Kasten einen perfekt auf den jeweiligen Kunden angepassten Verleihservice sowie Guides für geführte E-Bike-Abenteuer rund um Goslar. Von dort aus werden auch geführte E-Bike-Touren organisiert, unter anderem zu den UNESCO-Welterbestätten im Harz. Wer das Mittelgebirge einmal anders erleben möchte, ist hier an der richtigen Stelle.

Damit sich das touristische Potenzial auf diesem Gebiet voll entfalten kann, haben sich verschiedene Regionen, Gastronomen sowie Übernachtungsbetriebe zum Kooperationsprojekt „E-Bike-Paradies – Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen“ zusammengeschlossen. Ziel ist es, die Schaffung von Lade- und Gastronomieinfrastrukturen für E-Biker im Harz auch unter dem Aspekt “regionale Genüsse” aufzubauen.

Die Harz-Agentur GmbH ist ebenfalls ein wichtiger Partner, wenn es um den umweltfreundlichen Genuss der Landschaft geht. Neben E-Bike-Einweisungen und Kursen im OutdoorCenter Harz bei Clausthal-Zellerfeld baute das Team – auch im Rahmen eines „Schaufenster“-Projektes (siehe Infokasten) Mietsysteme für Pedelecs im Harzgebiet auf.

„Biker“ nennen sich bekanntlich auch die Motorradfreunde. Für diese und solche, die es werden wollen und die beruflich mit Elektromobilität zu tun haben, ist Matthias Schmidt ein vortrefflicher Ansprechpartner. Sein Angebot für Workshops und Schulungen für E-Fahrzeuge und deren Technik ist sicher ein guter Tipp, um weiteres Wissen zu erwerben.

Ein Elektro-Motorrad steht in einer Ladenwerkstatt in Osterode. Elektro Motorrad Schmidt Osterode
Schick und schnell: E-Motorrad bei Elektro-Motorrad Schmidt in Osterode.

Landkreis Helmstedt: Mit E-Mobilität komfortabel die Natur erleben

Der Landkreis Helmstedt ist groß. Wer als Tourist von Burg Warberg aus das Kloster Mariental besuchen möchte, muss einige Kilometer zurücklegen. Auch eine Elm-Rundfahrt kann aufgrund der Steigungen manchmal schweißtreibend sein. Eine prima Möglichkeit, dies alles umweltfreundlich, CO₂-neutral und doch mit elektrischer Unterstützung zu tun, stellen Touren mit dem Pedelec dar. Die Tourismusgemeinschaft Elm-Lappwald hat auf ihrer Website einige der schönsten Touren vorgestellt.   

Ziel ist vor allem, den Radtourismus in der Region stärker zu fördern. „Wir haben gemerkt, dass es noch sehr viele Menschen gibt, die ihre eigene Region noch nicht wirklich erkundet haben und dabei wollen wir ihnen helfen“, sagt die Unternehmerin Jaqueline Brietenhagen vom Zweirad-Fachgeschäft Schließer Bike in Schöningen. Dabei ist es wichtig, die Hürde für die Erfahrungen mit Pedelecs zu senken: Man muss nicht gleich eines kaufen, sondern kann ganz in Ruhe austesten und es je nach Bedarf in Anspruch nehmen. Die Erfahrungen seien gut, berichtet Brietenhagen: „Viele sind anfangs skeptisch, aber wer erstmal draufgesessen hat, will nachher nicht mehr runter.“

"Wer erstmal auf einem E-Bike gesessen hat, will nachher nicht mehr runter."

Jaqueline Brietenhagen, Unternehmerin

Elektromobilität
Die wichtigsten Antworten

Peine: Stadtwerke unterstützen individuelle E-Mobilität

Die Stadtwerke Peine nutzen nicht nur selbst zwei e-up!-Modelle von Volkswagen, sondern ermöglichen auch den Menschen im Landkreis, auf elektrische, nicht-fossile Antriebe umzusteigen. Mit dem Programm Klima-Bonus elektroMOBIL fördern die Stadtwerke – zusätzlich zu den Programmen von Bund, Ländern und Autoherstellern – mit einem Zuschuss von 50 Euro die Anschaffung eines neuen Elektro-Fahrrads bei einem lokalen Händler. Auch für E-Autos gibt es 2021 eine Förderung: Für die Lieferung und Installation einer Ladebox erlassen die Stadtwerke Peine ihren Kunden über 30 Prozent des Preises.

Ein E-Bike steht auf einem Feldweg. F. Benedict
Die Peiner Stadtwerke fördern den Kauf eines neuen E-Bikes bei lokalen Händlern mit 50 Euro.

Damit parallel auch eine Ladeinfrastruktur entstehen kann, komplettieren die Stadtwerke dieses Angebot in Sachen e-Ladetechnik und Stromeigenerzeugung via Photovoltaik. „Wir bieten Unternehmen und Privatkunden, die in E-Mobilität investieren, entsprechende individuelle Lösungen aus einer Hand an“, sagt Petra Kawaletz von den Stadtwerken Peine.

Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Unternehmensfahrzeugflotte, Ladestationen für Mitarbeiter, Mieter oder Eigenheimbesitzer handelt. Die Stadtwerke entwickeln und installieren in enger Abstimmung mit den Wünschen der Kunden individuelle Lade-Konzepte, die – wenn gewünscht – von den Stadtwerken auch betrieben werden.

Der neue ID.3
Wieviel Muskelkraft braucht eine E-Auto-Batterie?

Salzgitter: Von der Batterieproduktion bis zu Pedelec-Kursen

Das Kernstück der Elektromobilität ist die Batterie. Ohne sie fährt kein Auto, kein Bus, kein E-Scooter. Volkswagen will in der Region die Fertigung von Batteriezellen als Schlüsselkomponente vorantreiben und hat im Werk Salzgitter eine Pilotproduktion für Kleinserien eröffnet. Bis zum Jahreswechsel 2023/24 soll eine Zellfabrik ihre Arbeit aufnehmen. Dafür wird viel investiert: Laut Volkswagen im ersten Schritt eine knappe halbe Milliarde Euro. Ziel dabei ist, die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern zu verringern und eine weiteres Glied in der Wertschöpfungskette in der Region zu behalten.

Ein weißer VW-Käfer steht in einer Halle in Salzgitter. Volkswagen AG
Ein alter VW-Käfer im Werk Salzgitter. An diesem Standort wird Volkswagen künftig auch Batteriezellen produzieren.

Ein Pionier in Sachen Elektromobilität kommt übrigens aus Salzgitter: Die Firma Sileo fertigt an ihrem Standort in Salzgitter E-Busse für den öffentlichen Nahverkehr. Seit 30 Jahren ein echter Name im Bereich Nutzfahrzeuge, haben die Sileo-E-Busse mit ihrer Batteriekapazität eine Reichweite von bis zu 300 Kilmetern und bewegen sich heute emissions- und fast geräuschlos durch die Region. 
Die Batterien sind etwa beim Modell S12 im Dach verbaut, wodurch der Innenraum laut Vertriebsleiter Sven Bohnstedt geräumiger, lichter und freundlicher wirkt.
Die KVG Braunschweig setzt Sileo-Elektrobusse im Linienverkehr in Salzgitter und Wolfenbüttel ein.

Drei Busse stehen auf einem Marktplatz in Salzgitter. Sileo GmbH
E-Busse des Herstellers Sileo aus Salzgitter. Sie sind im ÖPNV in Salzgitter und Wolfenbüttel im Einsatz.

Wolfenbüttel: Die Box neben dem Haus

Um die Ladeinfrastruktur zu verbessern, fördert der Landkreis Wolfenbüttel seit März 2020 die Anschaffung von privaten Ladestationen, so genannten Wallboxen. Das sind spezielle Steckdosen, mit denen die Akkus der E-Autos bis zu zehnmal schneller sowie sicherer aufgeladen werden können, als über eine herkömmliche Haus- oder Garagensteckdose. Eine gute Lösung für den Landkreis, findet auch Hauke Wischer vom CEMO: „Der ländliche Raum bietet sich zudem für E-Autos geradezu an, weil zum Laden über Nacht häufig in Carport oder Garage eine private Steckdose zur Verfügung steht.“

Die Elektromobilität ist auch auf zwei Rädern sehr attraktiv. Bis zu 70 Kilometer Reichweite haben die E-Bikes, die bei der Tourist-Info in Wolfenbüttel, beim Hotel Rilano 24I7 und im Jugendgästehaus für einen relativ kleinen Preis ausgeliehen werden können. Damit erweitert sich der Radius für eine erlebnisreiche Fahrradtour auch für ältere oder ungeübte Fahrradfahrer.

Smart Mobility
Die Arbeit am Fahrzeug der Zukunft

Wolfsburg: E-Autos parken kostenlos

Wenn Auto, dann Wolfsburg. Die Stadt, die seit 2016 gemeinsam mit der Volkswagen AG das Ziel verfolgt, sich zur digitalen Modellstadt zu entwickeln, macht dabei auch konkrete Schritte auf Fahrer von E-Autos zu: Sie können im Stadtgebiet bis zu drei Stunden kostenlos auf ansonsten gebührenpflichtigen Stellflächen parken. Voraussetzung ist das E-Kennzeichen und natürlich eine Parkscheibe.

Es bleibt spannend abzuwarten, ob die Zahl dieser Parkflächen noch ausgeweitet wird und in Zukunft kostenfrei bleibt. Denn schon bis 2025 soll die Hälfte des Kfz-Zulassungsbestandes in Wolfsburg aus Elektrofahrzeugen bestehen. Dafür hat die Stadt ihre Kapazitäten deutlich ausgeweitet, aktuell verfügt Wolfsburg über rund 500 Ladepunkte. Dazu zählen auch vier Schnellladeparks von IONITY im Stadtgebiet. Der letzte wurde im Frühjahr 2021 im Allerpark eingerichtet - hier können sechs Fahrzeuge in kürzester Zeit aufgeladen werden. 

Die Bedingungen in Wolfsburg für einen solchen Umbau sind wahrscheinlich so gut wie in kaum einer anderen deutschen Stadt. Das Cluster an Unternehmen, die in der Entwicklung von Mobilitätskomponenten tätig sind, ist dicht und vielfältig, es reicht vom Fahrzeugentwickler Volke über die Bordnetz-Experten von Sumitomo bis zum Autobauer Volkswagen.

Stadt Wolfsburg
Ein E-Up von Volkswagen steht neben einer Ladesäule. An der Braunschweiger Straße in Wolfsburg entstand 2019 ein Schnellladepark für Elektroautos.

Ebenfalls in der Planung ist ein Projekt, welches reibungslosen Verkehr zwischen Wolfsburg und Braunschweig nicht (nur) für Autofahrer verwirklichen soll – sondern auf dem E-Bike! Die Idee eines 25 Kilometer langen Radschnellweges zwischen den beiden Städten ist schon etwas älter, wurde aber konkret aufgegriffen und ist geht nun nach der Klärung von Detailfragen in die Planung. Davon profitiere die Attraktivität des Radverkehrs in der Region auch insgesamt, sagte Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs. „Und nicht zuletzt hilft das Angebot, die verkehrsbedingten Emissionen auf der Achse Braunschweig – Wolfsburg zu reduzieren.“